Sexuelle Schwierigkeiten – wenn Nähe zur Belastung wird
- juliapagels
- Oct 21
- 2 min read

Sexualität gehört zu den wichtigsten Ausdrucksformen von Nähe und Intimität in einer Beziehung. Sie kann Lust, Verbundenheit und Lebensfreude schenken – doch nicht immer gelingt das. Viele Menschen erleben im Laufe ihres Lebens sexuelle Schwierigkeiten. Häufig bleiben sie lange unausgesprochen, aus Scham oder Angst, den Partner oder die Partnerin zu verletzen. Dabei sind sexuelle Probleme weit verbreitet und können erfolgreich bearbeitet werden.
Was sind sexuelle Schwierigkeiten?
Unter „sexuellen Schwierigkeiten“ versteht man Probleme im Bereich von Lust, Erregung, Orgasmus oder sexueller Zufriedenheit. Diese können körperliche, psychische oder beziehungsdynamische Ursachen haben – oft auch eine Kombination davon. Studien zeigen, dass etwa 30–40 % der Frauen und 20–30 % der Männer irgendwann im Leben unter sexuellen Funktionsstörungen leiden (Laumann et al., 1999; McCabe et al., 2016).
Typische Erscheinungsformen
Lustlosigkeit (vermindertes sexuelles Verlangen)
Erektionsstörungen oder vorzeitiger Samenerguss
Orgasmusschwierigkeiten
Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie, Vaginismus)
Unterschiedliche Bedürfnisse in der Partnerschaft
Wichtig: Sexuelle Schwierigkeiten sind keine „Seltenheit“ und kein „Versagen“ – sondern menschlich und behandelbar.
Der systemische Blick auf Sexualität
Systemisch betrachtet sind sexuelle Probleme nicht nur ein individuelles Thema, sondern Ausdruck der Dynamik in einer Beziehung und der Wechselwirkung zwischen Körper, Psyche und sozialem Umfeld.
Fragen, die hilfreich sein können, sind zum Beispiel:
Wie sprechen die Partner über Nähe, Wünsche und Grenzen?
Welche unausgesprochenen Erwartungen oder Ängste stehen im Raum?
Welche Rolle spielen Stress, Erschöpfung oder Selbstbild?
Welche Einflüsse aus Familie, Kultur oder früheren Erfahrungen prägen das sexuelle Erleben?
Sexuelle Schwierigkeiten „sprechen“ oft eine Sprache: Sie zeigen, wo Nähe, Kommunikation oder Selbstfürsorge ins Ungleichgewicht geraten sind.
Systemische Methoden, die helfen können
Externalisierung: Das Problem von der Person trennen („Wir haben ein Thema mit Lust – nicht: ‚Ich bin gestört‘“)
Ressourcenarbeit: Lustquellen, Sinnlichkeit und positive Körpererfahrungen bewusst stärken
Zirkuläres Fragen: die Perspektiven beider Partner sichtbar machen
Kommunikationsarbeit: über Bedürfnisse, Grenzen und Wünsche offen sprechen lernen
Reframing: Schwierigkeiten nicht als „Defizit“, sondern als Signal für Veränderungsbedarf verstehen
Wege zur Veränderung
Studien zeigen, dass Paare, die über ihre sexuellen Schwierigkeiten sprechen können, deutlich zufriedener sind – unabhängig von der Art des Problems (Byers, 2005). Offene Kommunikation und ein respektvoller Umgang sind daher zentrale Schritte.
Hilfreich sind außerdem:
Stressabbau und Selbstfürsorge: da Stress einer der häufigsten Lustkiller ist (Hamilton & Julian, 2014)
Bewusste Zeit für Intimität: Nähe jenseits von Sexualität (z. B. Berührungen, gemeinsame Rituale) stärkt das Fundament
Akzeptanz von Unterschiedlichkeit: nicht alle Bedürfnisse müssen gleich sein – wichtig ist, einen gemeinsamen Weg zu finden
Professionelle Unterstützung: Sexualtherapie oder Paartherapie bieten einen geschützten Raum, Themen anzusprechen und neue Wege zu erproben
Fazit: Sexualität ist Beziehungssache
Sexuelle Schwierigkeiten sind kein Tabu und kein persönliches Versagen. Sie entstehen im Zusammenspiel von Körper, Psyche und Beziehung – und genau dort lassen sich auch neue Wege finden. Der systemische Ansatz hilft, Sexualität nicht isoliert zu betrachten, sondern in ihrem Beziehungs- und Lebenskontext. So können Paare wieder zu Respekt, Nähe und Lebendigkeit finden.
✍️ Du bist nicht alleinWenn Sexualität zur Belastung wird oder in der Partnerschaft nur noch Schweigen herrscht: Ein Gespräch kann der erste Schritt sein. In einem geschützten Rahmen unterstütze ich Sie dabei, respektvoll über Ihre Themen zu sprechen, Muster zu verstehen und neue Wege für Nähe und Intimität zu entwickeln.



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